Kaum eine Magen-Darm-Erkrankung ist so facettenreich wie die Zöliakie. Um die Diagnosestellung zu erleichtern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, gibt es von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) die sogenannte „S2k-Leitlinie Zöliakie“. Sie wurde nun aktualisiert und richtet sich vor allem an die entsprechenden Fachleute, aber auch die Betroffenen und ihre Angehörigen.
Rund ein Prozent der Europäerinnen und Europäer leidet an Zöliakie. Zöliakie ist eine schwerwiegende Erkrankung des Dünndarms und auf eine Unverträglichkeit für das Getreideeiweiß Gluten zurückzuführen. Durch Immunreaktionen kommt es zu chronischen Entzündungen. Die Dünndarmzotten bilden sich zurück, und Nährstoffe werden nur noch unzureichend aufgenommen. Die Symptome sind nicht immer eindeutig und sehr variabel – von Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall bis hin zu Wachstumsstörungen bei Kindern. Entsprechend schwierig ist die Diagnose.
Die aktualisierte Leitlinie gibt Übersichten zur Symptomatik und möglichen Differentialdiagnosen, bei denen an Zöliakie gedacht werden sollte. Auch genetische Syndrome und Autoimmunerkrankungen mit einem erhöhten Risiko für die Dünndarmerkrankung werden der Fachwelt dargestellt.
Bei Verdacht auf eine Glutenunverträglichkeit, sollte als erster Schritt eine serologische Untersuchung durchgeführt werden, rät die DGVS. Im Blutserum lassen sich sogenannte Transglutaminase-IgA-Antikörper (tTg-IgA) nachweisen, die nur bei einer Zöliakie auftreten. Der Titer, also die Antikörperkonzentration im Serum, erlaubt eine sehr präzise Diagnostik. Wenn der Befund positiv ist, kann zusätzlich eine Gewebeprobe des Dünndarms entnommen werden. Bei Kindern reicht es, wenn der Titer mehr als zehnmal so hoch wie der obere Normwert ist und das Ergebnis durch eine weitere Blutuntersuchung bestätigt wird.
Viele Menschen greifen bei Magen-Darm-Beschwerden frühzeitig zu glutenfreien Produkten. Das macht ohne ärztliche Diagnose oft wenig Sinn. Außerdem erschwert das eine spätere Diagnose, da die Tests die Reaktion des Immunsystems auf das Getreideeiweiß messen – auch den langfristigen Effekt auf die Darmschleimhaut. Die Leitlinie gibt daher auch Empfehlungen, wie das Getreideeiweiß zur Diagnosestellung bei Verdachtsfällen kontrolliert wieder in die Ernährung aufgenommen werden kann.
Die einzige mögliche Therapie bei Zöliakie ist nach wie vor eine lebenslange glutenfreie Diät. Das Klebereiweiß Gluten kommt natürlicherweise in verschiedenen Getreidearten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer vor. Eine Ernährungsberatung hilft Betroffenen, die Diät im Alltag umzusetzen und trotz der Einschränkungen genussvoll und abwechslungsreich zu essen.
Quelle: www.bzfe.de
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